Am 29.11.2012 begrüßten die Schüler des 11. Jahrgangs unseres Gymnasiums den jungen Schriftsteller Alexander Kiensch, der im Rahmen einer Lesung sein erstes Buch vorstellte. Der Titel „Fragen ohne Antworten“ erwies sich als passend, da er genauso freie Assoziationen wie die darin enthaltenen Kurzgeschichten zulässt. Entsprechend der Merkmale dieses Textgenres führte das „offene“ Ende der ersten Kostprobe unter der Überschrift „Danach“ zu einem regen Gesprächsbedarf bei den Schülern. In der Geschichte, welche mehr oder weniger wie ein Dialog in der Hölle zwischen Andreas Körner und Gautermann aufgebaut ist, steht Körner am Ende vor einer Tür. Diese könnte ihn zwar aus der Hölle führen, doch was steckt wirklich dahinter? Natürlich wollten die Schüler wissen, welche Assoziation der Autor damit verbindet und wie er sich das Leben nach dem Tod vorstellt. Darauf erhielten sie jedoch eine weniger befriedigende Antwort. Kiensch meinte, dass dies der Reiz seiner Texte bzw. der Textsorte wäre. Außerdem sei das Ende gar nicht so „offen“, wie es scheinen würde. Der Schriftsteller erklärte, etwas Positives hinter der Tür zu sehen, denn er empfindet den Konflikt zwischen Schuldigwerden und Vergebung als spannend. Weiterhin verriet er uns, dass der erste Text im Hinblick auf Figuren und deren Konflikte als Einstieg und kurze Einleitung dient. Die darauffolgenden Texte sind Ausschnitte aus der Vorgeschichte dieser Person(en) und deren Beweggründe für die verübten Taten, denn nicht umsonst sitzt Körner dem Teufel gegenüber. Durch geschickt formulierte Fragen konnten die Schüler dem Autor entlocken, dass er mit Hilfe seines Buches eine Trennung verarbeitet hat. In dem zweiten Text „Perspektivwechsel“ wird die Einsamkeit besonders deutlich. In „Abends“ wird eine Trennungssituation beschrieben. Hier kann man meiner Meinung nach sich am besten in die Person „einfühlen“. Trotzdem fordert das abrupte Ende auch hier zur Spekulation nach dem weiteren Verlauf der Geschichte auf. Nach den ersten drei Texten schien es den Schülern, als ob sich der Autor meist nur mit den Themen Einsamkeit und Sehnsucht nach der Liebe in seinen Geschichten auseinandersetzt. Doch nun lieferte er uns eine Kostprobe aus einem noch nicht veröffentlichten Manuskript mit dem Titel „Familienbande“, welches zunächst für erschrockene Gesichter sorgte. Ein zunächst sympathisch wirkendes Individuum entpuppte sich hier als verrückter Frauenmörder. Am Ende las Kiensch aus einem in der untersten Schublade liegenden, noch nie veröffentlichten Text, der auf einer wahren Begebenheit beruhte. Wie der Zufall es wollte, handelte die Geschichte von einer Abschlussfahrt, die momentan vor allem die 11. Jahrgangsstufe beschäftigt. Gespannt lauschten die Schüler dieser unterhaltsamen Darstellung. Insgesamt empfand ich die Lesung als gelungen und interessant. Beeindruckend für die Schüler war aber auch der Fakt, dass der Autor noch sehr jung schien und trotz dessen schon so viel geschrieben hat. Kiensch hatte seine Vorliebe für das Schreiben schon in der Jugend entdeckt und seine Fertigkeiten beständig weiterentwickelt. Seit zwei Jahren ist er Mitglied des Schriftstellervereins „Kornblume“. Alexander Kiensch studiert Germanistik an der Martin-Luther-Universität und sieht die Schriftstellerei momentan nur als Hobby an, obwohl er davon träumt, irgendwann auch vom Erlös seiner Veröffentlichungen leben zu können. Die Grundbausteine für seine Karriere sind mit diesem ersten Buch, dem geplanten zweiten und seinem Talent gelegt. Man wird sehen, was die Zukunft wohl bringt. Dafür wünschen wir Herrn Kiensch viel Glück und sagen „Danke!“ für einen „Deutschunterricht - einmal anders“. Jessica Beck, Klasse 11bAuszug einer Rezension zu Alexander Kienschs „Fragen ohne Antworten“, publiziert in „Leselicht“, der Literatur- und Kulturzeitschrift der Martin-Luther-Universität HalleGeschichten über die Liebe schreiben?Oh Mann, wie oft es das schon gab!Wieder so ein Typ, der sich ausheulen will, über den Liebesmüll. Blablabla …Gegen solche Denkmuster hilft nur – lesen!Wer „Fragen ohne Antworten“ aufschlägt und einfach loslegt, wird beeindruckt sein von „Ein Prolog: Danach“. Ein junger Autor, der sein Erstlingswerk schon so krachend beginnt, der ist niemand, der mit verklärtem Blick und in Rosenduft gehüllt über Liebesschmerz säuselt. Was von Geschichte zu Geschichte immer klarer wird, ist, dass Alexander Kiensch über die Gabe verfügt, zu zeigen, was Leben heißt. Man bemerkt es nicht sofort, aber in jeder Geschichte steckt ein Teil des eigenen Lebens. Der Autor beschreibt Szenen und Szenarien aus dem Alltag, ohne sie gewöhnlich erscheinen zu lassen. Jede Geschichte berührt durch ihre Schärfe, Einzigartigkeit und damit besondere Alltäglichkeit. …J. B.