
Leben retten kann jeder
Auseinandersetzung mit dem Thema Organspende
In der vorletzten Woche des vergangenen Schuljahres empfing unser Sozialkundekurs der 10. Klassen bei Frau Köpsel Besuch von Frau Z.
Frau Z. hatte sich einverstanden erklärt, uns ihre Geschichte zu erzählen und uns das Thema der Organspende näher zu bringen, denn sie selbst ist Opfer einer Herzkrankheit, was dazu führte, dass sie auf eine Herztransplantation und somit ein Spenderherz angewiesen war.
Als allererstes stellte sich Frau Z. äußerst freundlich und offen vor. Sie schien etwas aufgeregt, erzählte ihre Krankheitsgeschichte aber sehr gefasst und verhielt sich uns gegenüber keineswegs verschlossen.
Im jungen Alter von nur 26 Jahren musste Frau Z. feststellen, dass sie immer häufiger beim Treppensteigen Probleme bekam, was sich darin zeigte, dass sie nicht genügend Luft bekam. Anfangs versuchte sie dies zu ignorieren, dachte an nichts Schlimmes. Nicht einmal der erste Zusammenbruch alarmierte sie. Nein, erst der zweite sowie die nachdrückliche Forderung ihrer Familie, endlich einen Arzt aufzusuchen, öffnete Frau Z. die Augen über ihren Gesundheitszustand.
Die Diagnose: überstandener Herzinfarkt und eine unregelmäßige Herztätigkeit. Somit startete Frau Z's steiniger Weg zu einem Spenderherz. Es gab Tage, an denen es Frau Z. schwerfiel, weiter positiv zu denken. Das Schlafen wurde zu einem Kraftakt, denn sie konnte dabei nur noch sitzen, ansonsten hätte sie kaum Luft bekommen. Frau Z. war darauf angewiesen, dass ihre Kinder sowie ihr Ehemann ihr zur Seite standen, worauf sie sich glücklicherweise verlassen konnte. Doch der Alltag gestaltete sich immer schwerer, denn die Krankheit und stetige Unbeweglichkeit kosteten sie Kraft und minderten ihre Lebensfreude. Doch sie ließ sich nicht unterkriegen und besuchte verschiedene Selbsthilfegruppen, auch ihre Freunde waren eine wertvolle Stütze.
Eines Tages, sie saß wie gewöhnlich auf ihrem Krankenbett, um die täglich notwendige Blutabnahme über sich ergehen zu lassen, wurde ihr eine ihr total unwichtig erscheinende Frage von einer Krankenschwester gestellt. Sie lautete: ,,Wie groß sind Sie eigentlich?“ Frau Z. entgegnete irritiert mit: ,,Etwas über 1,70m, wieso?“ Die Schwester lächelte und meinte: ,,Frau Z., wir haben ein Spenderherz für Sie!``
Unfassbar groß war die Freude, ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte ihren Körper! Die Operation verlief gut. Ihr neues Herz war nun der erste Schritt ins Leben zurück.
Auch wenn es nach der OP vieles gibt, was Frau Z. beachten muss, hat sich ihre Lebensqualität entscheidend verbessert! 18 Tabletten nimmt sie am Tag! Einige senken den Bluthochdruck, andere sorgen dafür, dass ihr Körper das Spenderherz nicht abstößt. Sehr schwer fällt Frau Z. der Verzicht auf Eis und Süßigkeiten. Das kann wohl jeder von uns verstehen. Auf dem Speiseplan steht natürlich gesundes, ausgewogenes Essen und der Sport hilft, ihr Herz nicht weiter zu belasten.
Frau Z. ist bewusst, dass sie großes Glück hatte. Nicht jeder erhält rechtzeitig das so heiß ersehnte Spenderorgan. Deshalb lautet ihr Motto nun so: „Lebe jeden Tag so, als ob es dein letzter wäre.''
Am Ende ihres Vortrages stand es uns frei, Fragen zu stellen, doch viele taten sich schwer damit. Das lag nicht etwa daran, schüchtern oder zurückhaltend zu sein, man musste nur erst einmal seine Gedanken ordnen und das Erzählte verarbeiten, denn dieses Thema ist keinesfalls einfach zu verkraften. Die Stimmung war keineswegs gedrückt, doch alle schienen sichtlich gerührt und niemand wusste, womit er das Schweigen brechen sollte.
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