
Fit für das 21. Jahrhundert?
Landsberger Gymnasiasten versuchen als verantwortliche Politiker ihrer Region schwelende Konflikte zu lösen
Ende März reisten 28 Landsberger Gymnasiasten aus acht verschiedenen Klassen erwartungsvoll nach Naumburg, um am Planspiel POL&IS teilzunehmen. Eine Simulation zum Thema „Politik und internationale Sicherheit“, die von Jugendoffizieren der Bundeswehr durchgeführt werden sollte? Das warf auch Fragen auf. Die Schüler hatten beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und mitzumachen. Unterstützt und gefördert wird diese Art des praxisbezogenen Lernens durch die Landeszentrale für politische Bildung LSA. Das Planspiel selbst wurde für die Jugendlichen von Sozialkunde-Referendaren des Staatlichen Seminars Halle und Jugendoffizieren der Bundeswehr vorbereitet und geleitet. Ansprechpartner für die Landsberger war Hauptmann Marcus Haase, zu dem die Jugend-lichen schnell einen Draht fanden.
Das Hotel Euroville in Naumburg bot uns drei Tage lang ideale Bedingungen zum Arbeiten und Lernen, wobei auch der Spaß nicht zu kurz kam. Die Simulation geriet zu einer intensiven und nachhaltigen Erfahrung für alle. Anfängliche Unsicherheiten bei einigen (jüngeren) Teilnehmern wichen bald dem wachsenden Verständnis für die Komplexität internationaler Politik und die Schwierigkeit der Entscheidungsfindung, welche nicht selten Einschränkungen und Zwängen unterworfen ist. Ob als Regierungschef, Umweltminister oder Staatsminister von China, Europa, Afrika, Indien, Südamerika und anderen Regionen der Welt mussten Verträge ausgehandelt, der Einsatz von Ressourcen sowie die Entwicklung von Industrien geplant und für die Sicherheit der eigenen Region gesorgt werden. Dabei ergaben sich immer wieder neue Interessengemeinschaften und Konstellationen, die auch die Anpassungsfähigkeit im Team jeweils neu erforderte. So wurden beispielsweise Strategien entwickelt, um gemeinsam den internationalen Drogenhandel und die Piraterie am Horn von Afrika zu bekämpfen, die Ernährung der Weltbevölkerung langfristig sicherzustellen, die Abrüstung von Atomwaffen zu forcieren sowie den globalen Müllberg zu reduzieren. Und dies alles unter den Augen einiger Mitschüler, welche als Vertreter der Weltpresse, der UNO sowie der NGOs (amnesty international, Greenpeace) das Handeln der politischen Akteure mit Argusaugen beobachteten, um unfaires Verhalten anzuprangern oder zu sanktionieren, aber auch Fortschritte mit Auszeichnungen zu belohnen. Mit Unterstützung der Sozialkunde-Referendare gelang es den Schülern zunehmend besser, die Herausforderungen der komplexen Aufgaben zu bewältigen und kreative Lösungen zu finden.
Vor Antritt der Fahrt nur schwer vorstellbar, trat ein, was die Lehrer prophezeit hatten: manche Probleme wurden noch in der Freizeit, teils bis in die Nacht diskutiert. So haben die Schüler nicht nur viel über Weltpolitik, sondern auch einiges über sich gelernt. Sie haben verstanden, dass viele Probleme nur global gelöst werden können und dass Kommunikation sowie gegenseitiger Respekt die wichtigsten Voraussetzungen für Verhandlungen sind. Alle sind sich einig darüber, dass POL&IS eine hervorragende Ergänzung zum Sozialkunde-unterricht darstellt, weil die Schüler hier praktisch und interaktiv erfahren, was ihnen sonst theoretisch vermittelt wird. Die verbesserten rhetorischen Fähigkeiten werden ihnen künftig auch in anderen Fächern von Nutzen sein. Diese spannende und kurzweilige Abwechslung vom Unterrichtsalltag können wir allen Schülern wärmstens empfehlen. Es lohnt sich am POL&IS-Seminar teilzunehmen!
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